Die Ferien waren richtig erholsam!
Irgendwie war der ganze Druck draußen.
Steigen die Zahlen der Corona infizierten, sinken sie?
Schicken wir die Kindern noch in die Schule oder nicht?
Ist ein Besuch bei den Großeltern doch zu riskant?
Es war klar, man darf kaum Kontakte haben. Wir waren also einfach nur für uns.
Die Aufgaben von der Schule fielen weg und wir konnten das Miteinander genießen – meistens.
Entschleunigung, ist vielleicht das richtige Wort. Wir waren entschleunigt.
Das erste Mal seit 9 Jahren lagen wir bis nach halb acht morgens noch im Bett. Auch mein Mann hat es irgendwann aufgegeben uns zu ermahnen, den Schlafanzug gegen etwas vorzeigbares zu tauschen. Für mich, die sonst ab 20 Uhr auf ein kinderfreies Wohnzimmer besteht, war plötzlich nicht so schlimm, dass die Kinder abends noch etwas länger wach blieben.
Doch seit ein paar Tagen wurde der Wunsch nach Routine größer in mir: Wieder, zumindest etwas, früheres Aufstehen und mehr Disziplin abends beim ins Bett gehen.
Jetzt schäle ich mich 7 Uhr aus dem Bett und bin ganz stolz, dass ich das seit 3 Tagen schaffen. Der schöne Nebeneffekt, ich kann noch eine halbe Stunde für mich haben, Zeit mit Jesus und zum Bibel lesen. Denn unsere Kinder schlafen immer noch länger als sonst.
Ich starte wieder mit neuem Schwung in den Tag.
Mit dem nahenden Schulalltag – nur halt Zuhause – kommen aber auch wieder Themen und Gedanken, die die letzten Tage so weit weg waren.
Die Ruhe, diese unwirklich heile Welt, in der wir gerade noch von einem friedlichen Leben geträumt haben, beginnt in die Vergangenheit zu rücken. Noch versuche ich sie festzuhalten, doch die Mails fliegen herein. Und mit ihnen die Konflikte, die in den letzten Tagen so unwichtig waren.
Beispielsweise werde ich mit der Frage, ob ich meine Mittlere wieder in die Schule schicke, weil die SBBZs von der Schließung ausgenommen sind, konfrontiert; ich muss wieder Entscheidungen für meine Kinder treffen und abwägen und merke, dass Emotionen hochkochen, die so schön im Schlaf lagen. Passend dazu die Unruhen in Washington und die Frage, wie steht es mit unserer Demokratie? Wieder Corona, Klimawandel, Kinderarmut in Deutschland...
Langsam beginnt sich das Karussell der Gedanken, Sorgen und Gefühle wieder zu drehen, schneller und schneller.
Zum Glück habe ich meine Kinder und ein leise Stimme in mir sagt: Geh raus. Klapp den Laptop zu, du wirst heute in der Stimmung nichts hervorbringen, das andere lesen wollen.
Mein Handy wird auf lautlos geschaltet und die zwei jüngeren warm eingepackt. Dann geht’s raus, in die verschneite, sonnige Winterlandschaft. Seit Tagen in denen der Himmel mit grauen Wolken verhangen war, scheint heute die Sonne und der Schnee glitzert zauberhaft.
Mit jedem gelaufenen Meter und jeder Ladung frischer, kalter Winterluft beruhigt sich mein Gemüt.
Wie verzaubert gehen wir durch den verschneiten Wald, wie malerisch die mit Schnee behangenen Bäume in den Weg ragen. Wir bestaunen die Buche mit den kahlen Zweigen und den leeren Buchecker Hüllen an den Ästen. Vorsichtig mit dem Stock wird das dünne Eis auf den Pfützen zum Knacken gebracht. Erstaunt blicken wir über den zugefrorenen See und versuchen Steine ans andere Ufer schliddern zu lassen.
Ich blicke den verschneiten Waldweg entlang und sehe meine zwei „Pferde“ vor mir her galoppieren und weiß, ich darf vertrauen.
Vertrauen, dass meine Entscheidungen für uns als Familie richtig sind.
Vertrauen auf ein neues Jahr.
Vertrauen auf ein Irgendwann, in dem normales Leben mit Begegnungen mit Freunden und Familie möglich ist.
Vertrauen, dass wir getragen werden von unseren Familien, lieben Freunden und unserem Glauben.
Vertrauen, dass Gott uns unsere Wege lenken wird.
Beim Schreiben fällt mein Blick auf meinen Kalender mit einem wunderbar passenden Spruch von Ellen Nieswiodek-Martin:
Der Blick zurück ist nicht immer hilfreich.
Manchmal ist es besser, nach vorne zu schauen
und mir von Gott neue Wege zeigen zu lassen.
Lasst uns voll Vertrauen noch vorne Schauen.
Lasst uns freudig die Zukunft erwarten.
Lasst uns dabei aber nicht die Gegenwart ungeachtet vorbeiziehen!
Schaut nach vorne,
denn ich will etwas Neues tun!
Es hat schon begonnen,
habt ihr es noch nicht gemerkt?
Jesaja 43, 19
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