Schwupp und plötzlich ist alles anders.
Nach der Schulschließung sind auch meine Tageskinder nicht mehr bei uns im Haus. Plötzlich sorge ich Vormittags wieder nur für meine eigenen drei Kinder.
Schule zuhause – wie kann ich das mit einem Schulkind und zwei jüngeren Kindern leisten?
Die ersten Wochen fühle ich mich im Spagat zwischen Kleinkind gerechten Spiele, vorschultauglichen Aufgaben und den Schulaufgaben meiner Zweitklässlerin.
Mal gelingt das besser, mal weniger gut. Mir fällt auf, wie schnell sich ein acht jähriges Kind ablenken lässt. Da haben wir es gerade geschafft uns zum Rechnen hinzusetzen, ich sehe schon das Ziel vor Augen und plötzlich springt sie auf: „Aaah Mami unsere Hasen, ich muss mal schnell nach denen schauen.“ Ich versuche freundlich (nicht genervt) aber möglichst streng zu ermahnen: „Erst fertig rechnen!“
Das große Kind sitzt endlich wieder an den Aufgaben und ich versuche mich darauf zu konzentrieren, wie man diese turnenden Zahlenreihen im Kopfe des Kindes bändigen kann. Da fällt doch dem mittleren Kind ein, dass es jetzt und genau jetzt tierisch Hunger hat. „Ja, Moment, hol mal einen Apfel, ich schneide ihn dir“ Dann wackelt noch Nummer drei an – auch Hunger, aber keinen Apfel, Butterbrot... Also gut, ich stehe auf und gehe in die Küche. Nun ist unser Esstisch direkt an der Küche gelegen. Doch bis ich mit Schnittchen und Obstteller zurück bin. Ist mein Schulkind verschwunden.
Unglaublich, wie schnell Kinder im eigenen Haus verloren gehen können.
Uns ging es wie so vielen. Wir durchleben Höhen und Tiefen miteinander. Durch mein Arbeitsverbot kann ich unsere Kinder betreuen, scheitere aber immer wieder daran allen drei Altersgruppen gerecht zu werden. Ich habe es mit wochenweisen Stundenplänen versucht, das wurde aber zu aufwändig; wir haben es spielerisch und mit Strenge versucht und immer wieder saßen wir auch weinend beisammen, weil wir uns Worte um den Kopf gehauen haben, die wir so nicht gemeint hatten.
Nach Ostern bekamen wir von unserem Klassenlehrer täglich Audiodateien sowie tägliche Schreib – und Malaufgaben zu schickt. Unseren Lehrer über das Headset zu hören, war für unsere Tochter toll. Sie sitzt nun seither meist täglich gebannt da und lauscht der Franziskus Geschichte, aber auch den Englischstunden, die über eine Audiodatei kommen. Auch familiär hat sich einiges geändert. Ich bin vormittags für die jüngeren Kinder und „Haus und Hof“ zuständig und unsere Große sitzt im Büro bei ihrem Papa, der Homeoffice macht. Dort hat sie einen eigenen Schreibtisch und verrichtet ihre Schulaufgaben möglichst selbstständiger.
Selbstständig muss sie jetzt auch sein, da ich wieder an drei Vormittagen arbeite und mein Mann zweimal die Woche „ins Gschäft“ gehen. Ich stelle fest, dass diese Form der Schule nur möglich ist, wenn die Kinder mit machen und ich als Erwachsener darauf achte, dass erst die Schulaufgaben gemacht werden und dann die Freizeit dran ist.
Auch wenn wir uns in der Zwischenzeit eingespielt haben, haben wir immer noch Höhen und Tiefen, immer mal wieder Tränen und Schimpfen, von beiden Seiten. Doch wir halten zusammen. Und heute wird es wohl ein längerer Schultag, denn die Aufgaben von gestern wurden konsequent verweigert.
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