Gott sieht dich

Du bist ein Gott, der mich sieht.(Gen.16,13)

Jeder Mensch hat das Bedürfnis gesehen zu werden, um seelisch und geistig gesund zu sein!

Gesehen werden!
Es gibt grausame Experimente und Berichte von Kindern, denen nur Pflege und Nahrung zuteil kamen. Ihnen fehlte aber die menschliche Zuwendung, das gesehen werden. Maria Montessori hat das oft in Waisenhäusern Anfang des 20.Jh. erlebt und war entsetzt, wie schlecht sich diese Kinder entwickelten. Sie entwarf Arbeitsmaterial, wandte sich den Kindern zu, sie sprach mit ihnen und verbrachte Zeit mit ihnen. Und siehe da, die als“Schwachsinnig“ bezeichneten Kinder, wurden zugänglicher, sie fingen an zu kommunizieren, manche lernten lesen und schreiben, sogar rechnen und einige konnten später am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Gesehen werden! Diese Kinder im Waisenhaus hatten nichts, nur ein Bett und das was sie am Leib trugen. Doch was passiert mit Menschen, die alles an Materiellem haben oder bekommen? Zum Beispiel Kinder, deren Eltern ihnen jeden Wunsch erfüllen können, aber keine Zeit für sie haben. Da ist keiner, der sich die Zeit nimmt sie zu sehe, der sich mit ihnen hinsetzt und ihnen zuhört? Auch diese Seele werden krank und schreien nach Zuwendung. Diese Menschen rutschen in eine Depression oder werden gewalttätig, um gesehen zu werden.

Gesehen werden!
Im strömenden Regen haste ich durch die Innenstadt. Mein Kopf ist gesenkt, ich beschäftige mich mit mir: Endlich im Warmen und Trockenen sein, ist mein Ziel. Nur aus dem Augenwinkel sehe ich den Mann ärmlich gekleidet im Regen stehen mit der „Trottwar“ (Zeitung von Obdachlosen) in der Hand. Ich kaufe ihm heute keine Zeitung ab. Denn ich möchte ja ins Warme und Trockene, möglichst schnell. Später plagen mich Gewissensbisse. Warum habe ich nicht richtig hingesehen und ihm zumindest die 2 Euro aus meiner Jackentasche gegeben?

Gesehen werden!
Wie oft frage ich mich abends, ob ich meinen Kindern heute so aufmerksam zugehört habe, wie sie es gebraucht hätten? Als sie mir von ihren Tageserlebnissen erzählen wollten und ich im Stress war, weil ich noch eine Mail verschicken musste, eine Nachricht an die Kinderkirche schreiben und den Lehrerinnen eine Rückmeldung geben musste. Habe ich ihre Gefühle gesehen, habe ich wahrgenommen, wie es ihnen ging? Zum Teil nein, ich habe dann ungehalten reagiert, genervt und sie zum Spielen weggeschickt.

Gesehen werden!
Manchmal habe auch ich das Gefühl nicht gesehen zu werden. Dann erzähle ich meinem Mann von einer Situation, die mich bewegt und ich merke, er sieht mich nicht. Er sieht nicht, was ich ihm eigentlich sagen will. Mein Mann ist unglaublich praktisch und rational. Das weiß und ich weiß auch, dass er mich eigentlich sehen möchte. Doch in diesen Momenten trifft es mich, nicht gesehen werden.

Was passiert in den Momenten, wenn wir nicht gesehen werden?
Wir fühlen uns alleine, ungeliebt, nicht beachtet und einsam. Dieses Gefühl kann uns krank machen und sogar unsere Entwicklung beeinträchtigen.

Hagar, ist in der Wüste und ihre Einsamkeit bringt sie wahrscheinlch fast um. Da erscheint ihr ein Engel, der sie tröstet und ihr wird klar: Gott sieht mich! Ich bin nicht alleine!

Auch mich sieht Gott, in meinem trubligen Alltag, wenn ich meine Mitmenschen übersehe, wenn ich mich nicht gesehen fühle und wenn ich selbst nicht sehe, wie es mir geht.

Gott sieht mich!
Gott sieht dich!


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