Zu aller erst: Den Begriff „Kindi“ fand ich als Erzieherin früher total doof. Wird doch diese Verniedlichung dieser wichtige Ort für die Kinder und die darin arbeitenden Mensch herab gewertet. Jetzt nach 9 Jahren Kindergartenzeit, benütze auch ich ihn. Aber ich gebrauche ihn liebevoll;)
Ich blicke nun also auf 9 lange Jahre im Waldkindergarten zurück.
Vor 3 Jahren kam unser jüngstes Kindlein als kleine Maus in den Kindergarten. Als wandernder Rucksack ist sie tapfer mit der Erzieherinnen an der Hand in den Wald gestolpert. Heute springt sie mit den anderen großen Kindern meist weit voraus, die Träger am Rucksack wurden schon ganz weit gestellt; auch wenn es mir schwer fällt, doch ich merke, nun wird es Zeit für den Schulranzen, Zeit für einen neuen Lebensabschnitt.
Durch Corona hatten es diese Kinder zum Teil nicht so leicht im Kindergarten anzukommen. Es gab immer wieder über mehrere Wochen Lockdowns.
Doch mit viel Geduld und Liebe ist es den Erzieherinnen gelungen auch unserem schüchternen Kind Mut zu entlocken!
Schon unsere Großen waren hier im Kindergarten. Ein Waldkindergarten – unser Waldkindergarten - ist einfach so ein tolles Lern-, Spiel- und Entwicklungsfeld. Auch ich kann mir nach den 9 Jahren kaum mehr eine Arbeit in einem Hauskindergarten als Erzieherin vorstellen.
Ich hatte immer den Eindruck, dass es hier besonders wichtig ist, den Kindern ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt in der Gruppe zu vermitteln. Der Wald hat keine Wände als Grenzen. Hier muss jeder auf jeden achten, damit alle beisammen bleiben.
Aber auch das soziale Miteinander in der Gruppe, war hier sehr harmonisch. Die wenigen Male, die ich die Gruppe erleben durfte, ist mir eine fröhliche Kinderschar begegnet, die egal ob Maus, Eichhörnchen oder Fuchs (kleine, mittlere oder große Kinder), Junge oder Mädchen miteinander gespielt haben.
Ich bin dankbar, dass den Kinder solch ein gutes Fundament im sozialen Umgang mitgegeben wird.
Gemeinsam an der Werkbank mit Holz arbeiten, im Spatzennest spielen, Matschsuppen kochen und verträumt den anderen beim Hüpfen über die Bänke zuschauen.
Einem Käfer über den Weg helfen, Vögel im Winter füttern und die Kröten am Teich besuchen.
Über Baumstämme klettern, mit einem Freund / einer Freundin einen Schatz finden, Matschtiere formen, in der Erde buddeln und mit Wasser spielen.
Aber auch Filzen und Basteln mit verschiedenen Materialien.
Die Jahreszeiten hautnah miterleben und gemeinsam die Welt ein bisschen besser machen zu wollen. Uns und unsere Kinder sensibler für unsere Umwelt, die Natur und unsere Mitmenschen, machen.
All das wurde uns in den 9 Jahren vermittelt.
Auch wir als Familie sind achtsamer geworden, überdenken mehr unser Tun und werden dieses Wissen weiter ausbauen.
Die Zeit hier wird uns fehlen. Es wird auch für uns eine Umstellung sein. Keine strahlenden, verschmierten Kinder mit nach Schlammpfütze stinkenden Hosen. Unsere Sammlung an Matschkugeln, bemalten oder geschnitzten Stöcken und Steinen vor der Haustür hat nun ihren Höhepunkt erreicht.
Nun heißt es Abschied nehmen und dankbar diese Zeit im Herzen zu behalten.
Trotz Abschiedsschmerz fällt mir aus Hermann Hesses Stufengedicht ein:
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
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