Zäh wie Kaugummi schleichen die Tage dahin.
Auf der anderen Seite bleibt kaum Zeit zum Durchatmen.
Mal Fernunterricht, dann wieder Wechselunterricht, zwischendurch die ganze Klasse (mit Maske), dann Ferien, Fernunterricht, Wechselunterricht und nun seit bald zwei Wochen wieder Unterricht aus der Ferne.
Meine Kinder habe ich sehr sehr gerne und auch gerne um mich. Ich bin unendlich dankbar um jedes meiner Kinder. Die Momente mit ihnen sind mir kostbar, auch wenn es mal zwischen uns knallt.
Doch gerade freue ich mich über jede freie Minute. Wie gerne würde ich all meine Kinder in Einrichtungen wissen, nicht nur, weil ich dann Zeit für meine Arbeit hätte, sondern weil sie es brauchen!
Gehörte ich bisher zu den Mamas, die diese Zeit, in der die Kinder noch so klein sind, versucht hat völlig auszukosten und jedem entwachsenen Kleidungsstück wehmütig hinterher gewunken hat, sehe ich nun immer mehr Vorteile an größeren Kindern. Wenn unsere Freunde – ohne Kinder (die chillen daheim) – an unserem Haus vorbei spazieren, werde ich etwas neidisch. Wir können unsere Kinder noch nicht alleine zuhause lassen und gemeinsam die untergehende Sonne betrachten. Ein paar Minuten zu zweit.
So lehrt mich die Pandemie, mich auf das Selbstständig-werden der Kinder zu freuen. Ich erwische mich zwischen Wäschebergen, Homeschooling, Kochen und Klo putzen beim Träumen:
Das Haus ist leer.
Endlich haben wir nicht mehr das Gefühl, es fehlt an Zimmern im Haus. Ich kann Gedanken fertig denken. Die Waschmaschine läuft nur noch ein mal in der Woche. Und gekocht wird ausschließlich, was mir schmeckt.
Im Haus ist es ruhig - nein nicht zu ruhig - es ist entspannend ruhig. Und ich kann das tun, was ich machen möchte – vielleicht als Heilpädagogin in einem Beratungszentrum arbeiten, als Waldpädagogin einen Kurs für Menschen mit und ohne Behinderungen in einem Begegnungshaus anbieten, als Erzieherin in einem Kindergarten arbeiten oder einen Workshop zum Thema Wildkräuter geben...
Aber bis meine Arbeit los geht, kann ich noch meinen Becher Tee und meinen Pott Kaffee mit Milchschaum trinken. Draußen dämmert der Tag.
Ich versorge meine Tiere und schaue, ob alle Pflanzen im Garten genug Wasser haben. Auf meiner Bank im Garten setze ich mich für einen kurzen Augenblick hin und lausche den Vögeln, die den Morgen begrüßen.
Dann starte ich in den Tag als 50 jährige Mutter von drei großen, möglichst selbstständigen Mädchen.
Erschrocken zähle ich nach. Das sind ja nur noch 12 Jahre!
Ich drücke mein großes Kätzchen an mich: Was für ein Glück, dass ich dir noch durch dein Leben helfen darf!
Ich nehme mein mittleres Flöhchen in den Arm: Wie gut, dass du hier für Wind sorgst!
Ich vergrabe meine Nase in die weichen Haare von meinem kleinen Bärchen: Wie schön, dass du im Haus mitmischst!
Egal ob ihr Kinder habt oder nicht. Ich wünsche euch jetzt für diese Zeit Träume, um die Realität wieder genießen zu können.
Seid gesegnet!
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