Dieses Jahr habe ich in einem kleinen Heftchen über den Advent gelesen, dass die Adventszeit früher eine Buß- und Fastenzeit war. Mir bleibt meine Schoko im Hals stecken und vor lauter Schreck, esse ich noch den Rest der Schokolade auf.
Doch diese Info macht mich nachdenklich: Advent bedeutet übersetzt Ankunft. Damit ist die Ankunft des Herrn, das Kommen von Jesus, gemeint. Früher war die Adventszeit eine Buß- und Fastenzeit, denn man hat sich auf die Geburt oder auch auf die zweite Ankunft Jesu vorbereitet. Fasten bedeutete damals wahrscheinlich Verzicht auf Nahrung. Ich stelle mir das so vor, dass die Menschen, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, versucht haben, sich von weltlichen Lastern zu entsagen. Traurig schiele ich auf den halbleeren Plätzchenteller neben mir.
Verzicht auf Nahrung ist bei uns nicht mehr üblich oder bekannt in der Adventszeit. Es ist die Zeit des Plätzchenbackens und Essens, überall Stollen, Lebkuchen, Dominosteine, gefüllte Bratäpfel, Punsch und Glühwein und noch so vieles mehr.
Nein, verzichten wollen wir in dieser Zeit nicht!
Wann hat das angefangen?
Wann haben wir aufgehört uns nicht mehr auf das Wesentliche dieser Zeit zu konzentrieren?
Wann haben wir angefangen unsere Häuser und Wohnungen mit bunt blinkenden Lichterketten zu illuminieren, richten unsere Aufmerksamkeit aufs Backen, Kochen und Schlemmen, trinken gerne Glühwein oder viel zu süßen Punsch, hetzen gestresst über Weihnachtsmärkte und drängen uns in den lärmenden, von Musik überlagerten und überfüllten Einkaufhäusern zusammen?
Außer dem Essen ist dieses Jahr ja vieles heruntergeschraubt worden und nicht möglich.
Ich denke an den kleinen Weihnachtsmarkt im Wald, den ich jedes Jahr besuche. Er war meist der einzige Markt, den wir besucht haben. Diese heimelige Stimmung, die Kerzen im Wald verteilt, Feuerschale für Stockbrot, kleine Stände mit Naturmaterialien und Selbstgemachtem.
Ich denke an die Backnachmittage mit Freundinnen und deren Kindern. Meist war der Boden danach voll Mehl und die Teigreste klebten am Hausschuh und Socken.
Ich denke an die gemütlichen Nachmittage bei meinen Eltern mit leckerem Essen an den Adventssonntagen.
Ist das dieses Jahr meine Art Verzicht zu üben? Durch die wegfallenden Treffen und Verpflichtungen, könnte ich die Zeit auch nutzen, um mich über das was wir noch machen können zu freuen und Dankbarkeit zu empfinden.
Ich finde, diese Dankbarkeit nach einer Phase des Fastens, ist immer ein schönes Gefühl. Egal welche Art von Fasten, das Gefühl der Dankbarkeit stellt sich immer ein, weil mir bewusst wird, wie reich beschenkt ich bin. Während ich die letzten Tage über diesen Text nachdenke und überlege, worauf ich mich besinnen könnte, auf was ich verzichten kann, fängt unser bis dahin gut strukturierter Alltag an Kopf zu stehen. In einer Einrichtung meiner drei Kinder ist ein Fall von Corona aufgetreten und wir begeben uns in (Selbst -) Quarantäne.
An Verzicht auf Plätzchen und Nüsschen ist nun nicht mehr zu denken, ich brauche Nervennahrung!
Doch die Idee der Dankbarkeit gefällt mir immer noch und ich möchte mir morgens bei meiner täglichen Zeit-für-mich ein paar Minuten nehmen und schriftlich festhalten, wofür ich jetzt trotz Einschränkungen dankbar bin.
Und den Griff in den Plätzchenteller darf ich mir dann auch milde verzeihen. Dann habe ich schon neue Vorsätze für das Jahr 2021 ;)
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