Die frische Luft tut gut. Das Tageslicht bleibt jetzt merklich länger, obwohl es schon nach 17 Uhr ist. Ich bin unterwegs über die Felder vor unserem Haus, denn ich habe, da mein Mann mich von der Hausaufgabenbetreuung unserer Kinder abgelöst hat, diese gewonnene Zeit für einen Spaziergang genutzt.
Gerade wirbeln wieder meine Gedanken unruhig wie auf Karusellfahrt durch den Kopf. Schnell stoppe ich sie mit dem Versuch meinen Bruder anzurufen – doch er ist nicht zu erreichen. Meinen beiden Alltagsbegleiterinnen spreche ich Sprachnachrichten auf, doch irgendwann, muss ich mich der Ruhe und meinen Gedanken stellen.
In letzter Zeit sind es so lästige Gedanken, die mir vorhalten, was ich alles noch tun muss und nicht schaffe oder machen möchte und aus Zeitgründe doch nicht kann. Ruhelosigkeit, Unzufriedenheit und das Gefühl nicht gut genug zu sein, machen sich breit.
Die Zeit rennt dahin.
Ich fühle mich gehetzt vom Leben.
Plötzliches ganz leises Blöken, reißen mich aus diesem Morast der Gedanken. Ich biege um die Heckenreihe und sehe auf einem Feld eine Schafherde. Ich liebe Schafherden!
Freudig nähere ich mich ihr. Sie wird von einem alten gebrechlich wirkenden Schäfer und zwei Hunden gehütet. Zuerst suche ich noch einen zweiten Schäfer. Bis ich merke, dass dieser Mann mit seinen Hunden alleine die Herde hütet. Unglaublich! Wie schafft er es, dass kein Chaos ausbricht und alle so beisammen bleiben? Wie kann er diese große Gruppe im Blick behalten?
Ruhig stützt er sich auf seinen Hirtenstab. Er beobachtet. Minutenlang – Stundenlang.
Er braucht kein Handy, um sich abzulenken. Er hält es aus im Hier und Jetzt zu sein. Er hält seine Gedanken aus.
Das leise Abzupfen des Grases, das Knistern der Hufen, wenn die Tiere laufen, das Blöken hier und dort, wirken zu tiefst entspannend auf mich. Ich vergesse die Zeit und beobachte auch minutenlang die Herde. Eine tiefe Ruhe und Zufriedenheit umgibt mich. Dankbarkeit macht sich breit, dass Gott mir solch einen Momente schenkt zum Auftanken und Innehalten und um mich an ihn zu erinnern.
Der Herr ist mein Hirte.
Dieser Satz kommt mir in den Sinn.
Der Herr ist mein Hirte.
Dieser Satz beinhaltet so viel merke ich.
Der Herr. unser Gott, ist Hüter über uns. Er hat uns, wie der Schäfer seine Schafe, im Blick.
Er übersieht keinen. Er lässt sich nicht ablenken. Ruhig wacht er über uns. Wenn wir vom Weg abkommen, ruft er uns und wenn wir nicht reagieren, sendet er seine Helfer aus, die uns wieder zurückführen.
Diese Helfer können Mitmenschen sein mit einem freundlichen Wort, einem Lächeln oder helfenden Händen. Es kann aber auch der Anblick einer Szene sein, die uns Gott wieder vergegenwärtigt, ein Lied, ein Gedanke oder der Morgengesang der Amsel.
Wie tröstlich zu wissen, dass wir bei ihm Zuflucht finden im turbulenten Alltag, in Sorge und Leid. ER lässt uns nicht im Stich.
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