Gottes Liebe Psalm 90

Seit einigen Jahren lese ich mit Freunden die Bibel einmal im Jahr durch. Vor ein paar Tagen hatten wir Psalm 90. Der hatte schon ein paar Markierungen aus den Vorjahren bei mir. Beim Lesen ist mir wieder bewusst geworden, wie wunderbar dieser Psalm ist. So habe ich mich hingesetzt und die mich ansprechenden Verse herausgeschrieben und überlegt, warum sie mir wichtig sind.
Da ich keine Fachfrau darin bin, habe innerlich mit mir geschimpft, dass ich so was mache, obwohl ich keine methodischen Grundkenntnisse habe. Trotzdem habe ich weiter gemacht, weil es mir Spaß gemacht hat.

Welche Verse sprechen mich an und was bedeuten sie für mich? ( Ich habe bewusst die lutherische Übersetzung genommen, aber mit Zürcher und Hoffnung für alle verglichen)

  1. „Herr, Gott, du bist unsre Zuflucht für und für“

Gott ist immer da, Er ist eine feste Instanz. Er war schon vor uns da. Wir können immer zu Ihm kommen und Er nimmt uns auf. Wie ein Vogel, der immer in sein sicheres Nest fliegen kann.
Zuflucht ist für mich ein sehr schönes, beruhigendes Wort. Ich kann aus einer Situation, die mir unangenehm, beängstigend oder überfordernd ist, flüchten und finde bei Gott Zuflucht, einen Platz an dem ich so sein darf, wie ich bin. Er hält mich, Er hält mich aus, ich kann auftanken und dann mit dem Wissen: Gott ist bei mir, mir kann keiner was, weiter machen!

  1. „Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.“

Wie oft kommen mir Phasen im Leben so unendlich lang, beschwerlich und unbewältigbar vor. Wie tröstend, dass es jemanden gibt, der aus seiner Sicht diese lang erscheinende Phase als Kurzweiligkeit sieht. Dieser Gedanke hilft mir zwar nicht immer in den Situationen, doch es gibt mir Mut, weiter zu gehen, damit auch ich irgendwann zurückblicken kann.
Bisher hatte ich danach immer das Gefühl: Wow, ich habs geschafft, ich habe durchgehalten. Und im Nachhinein ist wirklich vieles nicht so lang, wie es einem vor kam.

9 „Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn, wir verbringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz.“

Hier liegt mein Augenmerk vor allem im zweiten Teil des Verses:
Der Alltag, das Alltägliche im Leben, das leider häufig so wenig mit Gott zu tun hat, nimmt uns sehr ein. Wie selten halten wir inne und lauschen auf Gott? Wie wenig hören wir Ihm zu, bevor wir sprechen? Wie häufig suchen wir im materiellen Hilfe und Trost, statt uns Jesus zu zuwenden?

Mit Zorn könnte auch Gottes Enttäuschung gemeint sein: Wie oft gab es im Alten Testament Fehltritte der Menschen! Wie oft gehen auch wir jetzt noch andere Wege als Gott lieb ist? Ich glaube, Gott ist häufig auch zornig über unser Verhalten. Zornig oder enttäuscht über den einzelnen, doch auch besonders im Großen. Hätte ich diese wundervolle Erde erschaffen, ich wäre unglaublich enttäuscht, dass meine geliebten Menschen sie gerade kaputt machen. Und daran ist jeder einzelne von uns mit schuld.

  1. „ Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen.“

Was für eine Aussage! Meine Oma, die panische Angst vor dem Sterben hatte, wäre erschrocken bei dem Gedanken an den Tod. Ich finde ihn tröstlich: Irgendwann dürfen wir heim in die ausgestreckten Arme Gottes und alles Leid, Schmerz, Dunkelheit wird dann hinter uns liegen. Dieser Vers macht mich aber auch demütig dem Leben gegenüber: Unsere Zeit ist nicht endlos. Wenn ich etwas an mir, an meiner Lebenseinstellung, meinem Beruf oder sonstigem ändern möchte, dann muss ich das jetzt tun. Denn das Geschenk des Lebens ist zu kostbar und flüchtig, um auf das Morgen zu warten bis Dinge angegangen werden.

14.„ Fülle uns früh mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.“

Die Bitte, möge Gott uns füllen mit seiner Gnade, finde ich so schön. Sollten wir doch täglich aufs Neue uns dessen bewusst werden, dass uns Gottes Gnade sicher ist. Gnade ist ein Geschenk Gottes, dafür muss ich selber nichts tun, beweisen oder leisten. Und da Gott so mächtig und unendlich groß ist, kann ich mir sicher sein, dass seine Gnade auch unermesslich groß für mich ist. Ich denke, man kann hier Gnade auch gut mit Liebe ersetzen, wem das mehr hilft in der Vorstellung.

Wie schön! Wie beruhigend!
Das bedeutet nämlich für mich, dass ich jeden Tag Gott bei mir habe und, auch wenn ich vergesse den Tag mit Ihm zu starten; ich vergesse das Problem in Seine Hände zu legen; ich nicht Ihn, sondern mein Handy in der Not um Rat frage: Seine Gnade ist mir sicher, weil Er so unendlich geduldig ist!

Warum der Psalm 90 so bedeutend für mich gerade oder immer mal wieder ist? Ich glaube, besonders wegen dem letzten von mir geschriebenen Abschnitt. Außerdem habe ich das Gefühl hier so viel über unsere Beziehung zwischen Gott und uns zu erfahren: Gott ist der mächtige und uns über alles liebende Vater, der trotz all unseres Fehlverhaltens, den Enttäuschungen, die wir hervorrufen, zu uns hält. Der Psalm gibt mit Anleitung, was Gott sich von uns wünscht: Den Tag erfüllt von Ihm zu starten und unser Leben nach Ihm auszurichten.

Das versuche ich auch immer wieder, auch wenn es Tage gibt, an denen ich mehr daran scheitere, als Jesus zu folgen. Das Wissen, Gottes Liebe, seine Gnade, ist unermesslich groß für mich , gibt mir aber Mut weiter zu machen und ich weiß mich trotz meiner Menschlichkeit getragen.
Ein „Du bist gut“ an uns alle!


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